100 Jahre Wiener Moderne
Written by Radio Radieschen 91.3fm Redaktion on 23. Januar 2019
Secession, Oper, Stadtbahn? Wagner, Mahler, Schiele? Oft ist es uns nicht bewusst, doch bis heute prägen die Schöpfungen der Wiener Modernisten das Stadt- und Kulturleben der österreichischen Hauptstadt. In dieser Serie wird dem Wien der Jahrhundertwende in seinen zahlreichen Facetten auf den Grund gegangen.
Wien um 1900. Ein Schmelztiegel Mitteleuropas mit über zwei Millionen Einwohner. Die Monarchie unter Kaiser Franz Joseph ist in der Endphase, der erste Weltkrieg steht kurz bevor. Parallel dazu erlebt die Stadt eine kulturelle Blütezeit: Malerei und Architektur, Musik und Literatur, Wissenschaft und Philosophie. Wien floriert an allen Enden. Ein Aufbruch in die Zeit des Umbruchs. Angefangen mit der Psychoanalyse Freuds führt die Serie zur Wiener Moderne über die Werke Otto Wagners sowie der Wiener Werkstätte bis hin zum Stellenwert von Frauen und der Bedeutung des Judentums.

Otto Wagner: Ernst Fuchs Villa | © [Peter Markl] via pixabay
Er ist der Begründer der Psychoanalyse und gilt als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts: Sigmund Freud. Seine Art und Weise über Gefühle, Träume, Wünsche und Sexualität zu sprechen, hat unser Selbstverständnis und unsere Gesellschaft wesentlich verändert. Bis er 1938 nach England auswanderte, lebte und arbeitete Freud in Wien. Olivia Wimmer hat recherchiert:
Der Pavillon am Karlsplatz, die Kirche am Steinhof, die Stationen der Wiener Stadtbahn, die Postsparkasse: Gebäude, die mit ihrer Gestaltung in der Jahrhundertwende einen neuen architektonischen Stil beschreiten. Entworfen vom bedeutendsten Architekten Wiens: Otto Wagner. Zu seinem 100.Todestag konnte man von März bis Oktober 2018 die Ausstellung „100 Jahre Otto Wagner“ im Wien Museum bewundern. Diana Budin hat Kurator Andreas Nierhaus zum Gespräch getroffen:

Cafe Griensteidl 1896 © [Reinhold Völkel] via wikipedia

Berta Zuckerkandl-Szeps © [Madame d’Ora] via Wikipedia
Zahlreiche jüdische Kulturschaffende und Kulturförderer tragen Wesentliches zur intellektuellen Strömung der Wiener Moderne bei. Der literarische Salon von Berta Zuckerkandl ist Treffpunkt der großen Namen. Gustav Klimt, Hugo von Hofmannsthal oder Gustav Mahler gehen hier ein und aus. Gleichzeitig bekommt man als Jude die aufstrebende politische Agenda zu spüren. Julia Geistberger hat Wien zwischen Hochkultur und Antisemitismus genauer betrachtet:
“Lieber 10 Tage an einem Gegenstand arbeiten, als 10 Gegenstände an einem Tag zu produzieren” lautet die Devise der Wiener Werkstätte. Eine Künstlervereinigung, die sich vor allem mit der Gestaltung von Alltags- und Gebrauchsgegenständen auseinandersetzte. Die Gruppe rund um Josef Hoffmann und Koloman Moser verfolgte das Ziel, das menschliche Leben in einem Gesamtkunstwerk zu vereinen. Margit Körbel hat sich das genauer angesehen:

© [Steve Buissinne] via pixabay
Musikalisch brachte die Wiener Moderne eine ganz neue Philosophie der Komposition hervor: die Zwölftonmusik (oder Dodekaphonie). Als ihre Begründer gelten Arnold Schönberg und seine Schüler an der Neuen Wiener Schule, aber auch Gustav Mahler. Disharmonie und Traurigkeit waren Merkmale der Musikstücke aus dieser Periode. Es war die Zeit des 1. Weltkrieges. Gudrun Lunacek sprach mit der Musikwissenschafterin Gabriele Petrovic über das gesellschaftliche Leben und dessen Einflüsse auf die Musik um die Jahrhundertwende.

Der Fünfhundert Schilling Schein mit dem Portrait von Rosa Mayreder © [OeNB] via wikipedia.org
Gemeinsam mit anderen Frauenrechtlerinnen hat Rosa Mayreder für das allgemeine Wahlrecht und die Gleichstellung der Geschlechter gekämpft und war Mitbegründerin vom Allgemeinen Österreichischen Frauenverein. Ihr Gesicht war es aber letztendlich, das im Jahr 1997 den 500-Schilling-Geldschein schmückte. Auch ihr Dasein als Schriftstellerin und Malerin hat Rosa Mayreder zu einer bedeutenden Repräsentantin der Wiener Moderne gemacht. Ein Beitrag von Lisa Jeuschnigger:

Oskar Kokoschka, Selbstbildnis als „entarteter Künstler“, 1937 © National Galleries of Scotland, Edinburgh. On loan über Presse/Leopold Museum Wien
In der bildenden Kunst gilt die Wiener Moderne als Gegenströmung zum Naturalismus. Die wichtigsten Vertreter, Gustav Klimt, Egon Schiele und Oskar Kokoschka eint vor allem der Drang zum Aufbruch, das Experimentieren mit Bildmitteln und ein neues Thema: der menschliche Körper. Die intensive Auseinandersetzung mit der menschlichen Gestalt macht sie zu beliebten, aber umstrittenen Künstlern. Um den Künstlergeist der Wiener Moderne aufzuschnappen, hat sich Claudia Diwold auf Spurensuche ins Leopold Museum begeben:
Beitragsbild © [Jorit Aust] via secession.at


