Die Scham: Urgefühl neu vernetzt

Written by on 16. Dezember 2020

Das Schamgefühl ist einzigartig – nur der Mensch kann dieses Gefühl verspüren. Und: Es ist ein äußerst soziale Emotion. Was andere denken, ist uns wichtig – das Internet ist dafür ein Katalysator. Unsere Reporterinnen Patricia Bartos und Julia Gruber erforschen das „neue“ Schämen.

Public Shaming – eine kritische Bestandsaufnahme

Ein sexistischer Tweet, ein politischer Fehltritt oder fragwürdige Investitionen eines Unternehmens – das Internet sieht alles und kann die Strafe per Hashtag austeilen. Public Shaming passiert im Netz täglich. Die Schandstrafe hat in der Justiz eine lange Geschichte. Die Gesetzgebung in Europa hat sich aber weiterentwickelt: Jugendschutz, Täterschutz und Resozialisierungsmaßnahmen sind heute maßgebliche juristische Werkzeuge. Im Internet wird denunziert, verleumdet und kritisiert – wobei Kritik schnell in Hass umschlägt. In den USA gewinnt Scham als Strafe offline an Bedeutung: dort verhängen Richter statt Geld- oder Freiheitsstrafen sogenannte shame sanctions – in Europa unvorstellbar. Wo die Grenzen zwischen Gerechtigkeit, Rufmord und Demütigung liegen und wie Shaming vielleicht auch konstruktiv eingesetzt werden kann, hat sich Julia Gruber angeschaut.

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© Anna Tarazevich/Pexels

Schäm dich, Mädchen!

Body Shaming, Period Shaming und das Tabu der weiblichen Sexualität: Die Scham in Verbindung mit dem eigenen Körper ist nach wie vor ein bekanntes Gefühl unter Frauen. Über die Menstruation wird gerade vor Männern lieber nicht geredet, der Körper ist nie perfekt genug und die weibliche Sexualität wird nur selten ehrlich angesprochen. Durch ungesunde Idealvorstellungen fühlen sich viele Frauen unter Druck gesetzt. Welche Rolle spielen dabei patriarchale Strukturen und inwieweit kann Social Media Frauen Mut machen? Patricia Bartos hat sich umgehört und mit drei Frauen gesprochen, die auf ihre jeweils eigene Art und Weise die Scham der Frauen bekämpfen.

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© Sandro Botticelli/Wikimedia Commons

Studiogespräch: Der Mut zur Lächerlichkeit

Warum schämen wir uns überhaupt? Psychotherapeut Dr. Michael Titze erklärt im Gespräch mit Elisabeth Weingartner, wie sich die Scham bei Kindern entwickelt und was es mit dem Fremdschämen auf sich hat. Außerdem zeigt Titze den Zusammenhang zwischen Schämen und Lachen auf und erläutert, wie Humortherapie bei starken Schamgefühlen helfen kann.

girl covering her face with both hands

© Caleb Woods/Unsplash

Mehr zum Thema:

TED-Talk Jon Ronson: How One Tweet Can Ruin Your Life

 

 


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