Das „Facebook“ für MusikerInnen

Written by on 2. Mai 2016

Auf sein musikalisches Talent aufmerksam machen, Aufträge an Land ziehen: Das alles ist für MusikerInnen mit der Online-Plattform „Hello Stage“ möglich. Gegründet worden ist sie von Bernhard Kerres, dem früheren Leiter des Wiener Konzerthauses. Wie er auf die Idee zu „Hello Stage“ gekommen ist, wie hart das Musik-Business ist und wie er über die Schließung des Essl-Museums denkt, verrät Bernhard Kerres bei „Start me up“.

„Beleidigt“ ist Bernhard Kerres nicht, wenn die offene Internet-Plattform „Hello Stage“ als „Facebook“ für MusikerInnen bezeichnet wird. Bei „Hello Stage“ wird klassischen MusikerInnen die Möglichkeit geboten, sich vorzustellen und auf ihr musikalisches Talent aufmerksam zu machen. Indem sie verweisen können, welche Auftritte mit ihren Instrumenten sie bereits absolviert haben, besteht die Chance, weitere Auftrittsmöglichkeiten an Land zu ziehen, da VeranstalterInnen auf sie aufmerksam werden und für Events anfragen können. Auf die Idee gekommen ist Kerres, als er der Aufführung der Oper „Fliegender Holländer“ mit einer Sängerin in der Titelpartie im Wiener Konzerthaus beiwohnte, die er zuvor gar nicht kannte. Marc Minkowski dirigierte dabei. Als Kerres danach den französischen Star-Dirigenten auf die Sängerin ansprach, erzählte ihm dieser, dass er sie über YouTube gefunden habe. „Ich fand, das geht nicht. Wir müssen ein Service haben, über das man Musiker findet aufgrund ihres Repertoires und nachdem, wo sie aufgetreten sind. Und das bietet ,Hello Stage‘ heute“, schildert Kerres.

Für freischaffende MusikerInnen ist es generell nicht einfach, von ihrer Arbeit leben zu können. Der ehemalige Leiter des Wiener Konzerthauses war früher als Opernsänger tätig und kennt das schwierige Geschäft: „Das Business ist sehr hart.“ Dass die Sängerin (Mezzosopranistin) Elisabeth Kulman darum kämpft, dass an KünstlerInnen Probengelder bezahlt werden, hält er für sehr wichtig. Auch wenn Kerres sich viel in Amerika (u. a. in New York und San Francisco) aufhält, ist er über die aktuellen Kultur-Themen hierzulande auf dem Laufenden. Die Schließung des Essl-Museums in Klosterneuburg mit Anfang Juli 2016 aus finanziellen Gründen bedauert er sehr. (Anm.: Im Februar 2017 wurde bekannt, dass die Sammlung Essl zur Gänze als Dauerleihgabe an die Albertina in Wien geht.)

Kerres, dessen Plattform von namhaften Musikern wie Geiger Julian Rachlin und Percussionist Martin Grubinger unterstützt wird, liebt an seinem Job vor allem die Begegnungen mit jungen, aufstrebenden MusikerInnen und die Mitarbeit daran, ihnen über „Hello Stage“ mehr Bekanntheit und Auftrittsmöglichkeiten zu verschaffen. Ob ihn eine Zusammenarbeit mit einem großen Label wie Universal, das auch Klassiktitel vertreibt, reizen würde, wie „Hello Stage“ finanziert wird und warum er früher beruflich mit Brieftauben zu tun hatte, erzählt er auf der Bühne von „Start me up“. – Auf einer anderen „Bühne“ haben sich Menschen präsentiert, die für ihre Geschäftsideen bei den GründerInnen-Tagen der Wirtschaftskammer Wien Kontakte geknüpft und Informationen eingeholt haben. Eine spannende Reportage über die GründerInnen-Tage 2016 hören Sie in der Sendung.

Credit: Bernhard Kerres by U-Shin Kim

Der Podcast zum Nachhören:


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