„Sprung“ ins Technische Museum & Co.: Virtuelle Zukunftstrends

Written by on 1. Oktober 2017

Sie befinden sich in schwindelerregender Höhe – und wagen es dann: Einen Fallschirmsprung über Wien, direkt ins Zentrum des Technischen Museums. Virtuell ist das möglich – Forscher Horst Eidenberger und sein Team an der Technischen Uni (TU) Wien haben dafür den sogenannten „Jump Cube“ entwickelt. Mehr über diese Erfindung, das hochspannende Thema „virtuelle Realität“ („Virtual Reality“) und wie es mit der Möglichkeit von „dreidimensionalem Sex“ aussieht, gibt es in dieser Ausgabe zu hören.

Was ist eine „echte Nachricht“ – und was sind „Fake News“? Eine Frage, die angesichts einer Flut an (oft auch falschen) Informationen immer wichtiger wird. Bei der Beantwortung soll künftig ein Tool („Werkzeug“) helfen, das vom ORF und u. a. der Technischen Uni Wien entwickelt wird und unter dem Link faktoderfake.at abrufbar ist. Das automatisierte Erkennungstool beschlagwortet täglich 80.000 Facebook-Postings mittels Analyse und prüft diese dann mit Hilfe von Datenbanken darauf, wie realistisch es ist, dass ein Ereignis so stattgefunden hat (also, wie plausibel es ist). Grün hinterlegte Beiträge sind plausibel, rot hinterlegte nicht. Wenige Tage vor der Nationalratswahl will man damit auch politische Parteien entlarven, wenn sie „Fake News“ verbreiten (das Tool wird aber noch von der Behörde „KommAustria“ auf seine Legitimität/Rechtmäßigkeit hin geprüft). – Fakt ist: Die Welt ist im Wandel, die digitale Sphäre breitet sich immer mehr aus. Zum Schlagwort „Virtual Reality“ treffen wir den renommierten Forscher Horst Eidenberger von der TU Wien.  Sein „Jump Cube“, der virtuelle Fallschirmsprünge ermöglicht, ist sehr gefragt, verrät er im Gespräch mit Moderator Paul Buchacher. „Wir waren damit heuer im Frühjahr zum Beispiel im Wien-Museum und beim Radiologen-Kongress. Man kann die Buchung über das Fundraising der TU Wien vornehmen“, so Eidenberger. „Am Anfang des Ganzen war der Traum vom Fliegen, den wir alle geträumt haben als Kinder“, erzählt der Forscher über die Idee zum „Cube“. „Was mich besonders interessiert hat, war, eine Risiko-Komponente – das Springen – hineinzubringen und Menschen dazu zu bringen, dass sie sich trauen, aus einem virtuellen Flugzeug hinauszuspringen. Sie müssen dabei wirklich auch physisch (Anm.: körperlich) von einer Rampe herunterspringen.“

Dass die sogenannte „Virtual Reality“ (VR; „virtuelle Wirklichkeit“) unser Freizeitverhalten / Leben stark verändern wird, glaubt Eidenberger nicht: „Ich habe auch eine VR-Brille zuhause, aber in Wirklichkeit benutzt man das Ding zu Hause fast nur zum Spielen. Dieses Spielen ist relativ anstrengend, das heißt, man verwendet sie nur relativ kurz. Außerdem ist es schwierig, mit der virtuellen (Anm.: Computer-generierten) Umgebung ein Story-Telling zu liefern, also eine Geschichte, in der man spielt und die an die Grafik herankommt. Und ohne Geschichte ist die Grafik nicht mehr viel wert – also in Wirklichkeit wollen die Menschen, wenn sie spielen, eintauchen in eine fremde Welt. Und dafür ist es nicht so wichtig, dass diese schön aussieht. Zusammenfassend: Ich denke nicht, dass VR-Brillen unser Leben umkrempeln.“ Der Konzern Facebook setzt zwar sehr auf das Geschäft mit VR-Brillen, wird aber Anfang des nächsten Jahres eine günstigere Version seiner Oculus-VR-Brille, die ohne PC ankommt, für 199 Dollar (168 Euro) auf den Markt bringen (beim Marktstart Anfang 2016 hatte die Brille noch 599 Dollar gekostet). Damit erhofft sich Gründer Marc Zuckerberg, das Geschäft anzukurbeln. Denn dieses verläuft bislang eher schleppend.

Wie sieht es eigentlich in der Zukunft mit „3D-Sex“ aus, also der Möglichkeit, Sexualität virtuell und ohne echte/n Geschlechtspartner/in auszuleben? „Ich würde wetten, dass genügend Chat-Bots (Anm.: Dialogsysteme; es gibt eine Texteingabe- und Textausgabe-Maske, wodurch es möglich ist, mit dem dahinterstehenden System zu kommunizieren) eingesetzt werden, aus Spaß und sicher auch aus kommerziellen Gründen, um Leute dazu zu bringen, etwas zu unterschreiben und Geld dafür auszugeben. Es wird sicher Bestandteil unserer Lebenswelt werden – und es wird sicher Menschen geben, die darin Befriedigung finden“, so Eidenberger. – Wie er die Aufnahmen des Konzerns Google von Österreichs Straßen sieht, ob unseren Kindern Gefahr droht, durch die Digitalisierungswelle den Bezug zur Wirklichkeit zu verlieren, und an welchen interessanten Projekten er arbeitet, hören Sie in der Sendung. – Redakteur Michel Mehle trifft diesmal eine Chatbots-Expertin. Wenige Tage vor der Nationalratswahl geht er mit ihr der spannenden Frage nach, wie stark Chatbots uns politisch beeinflussen können …

Der Podcast zum Nachhören (Sendung v. 3.10.):

 


Credit: Pixabay


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