Star-Mathematiker Rudolf Taschner im „Wissenschaftsradio“

Written by on 4. Juni 2017

Star-Mathematiker & Bestseller-Autor Rudolf Taschner im Talk. Außerdem: Alles zu seinem neuen Buch. Die Story zu Detektiv Sherlock Holmes, der in einem von Taschners Büchern um sein Leben würfelt. Und ein spannendes Pokermatch mit einem der weltbesten Spieler!

Eine aktuelle Studie der ArbeiterInnen-Kammer zeigt, dass Mathematik in der „Hitliste“ der Fächer, für die am meisten Nachhilfe gebraucht wird, ganz oben ist (vor Deutsch und Fremdsprachen). 103 Millionen Euro müssen von Eltern für die Nachhilfe berappt werden – ein Betrag, der die Familienbudgets enorm belastet. Das Mathematik immer noch das schwierigste Fach ist, zeigt auch die heurige Zentralmatura. Mädchen schneiden hier schlechter ab als Jungen. Indes sind 95 Prozent der SchülerInnen durchgekommen. – Es zeigt sich die Wichtigkeit eines Bildungsprojektes wie jenem von Rudolf Taschner, „Wissenschaftler des Jahres 2004“, mit dem Titel „Math Space“, das insbesondere jungen Menschen mathematische Zusammenhänge erklärt. Das Wissenschaftsministerium und jenes für Verkehr, Innovation (Anm.: „Erfindungsreichtum“) und Technologie unterstützen u. a. dieses Projekt.

Die Schule – nicht nur bei uns ein vieldiskutiertes Thema, sondern auch in Finnland, obgleich dieses in internationalen Bildungsrankings sehr gut abschneidet. Finnland überdenkt aktuell sein Schulsystem – und geht vielleicht sogar so weit, die klassischen Schulfächer abzuschaffen. – Hierzulande sorgte wiederum heuer bereits neben der Uni-Finanzierung die sogenannte „Schulautonomie“ für Debatten (Anm.: Bei der Uni-Finanzierung stimmte die SPÖ gegen die ÖVP und mit den Grünen, der FPÖ sowie den NEOS für eine deutliche Anhebung des Uni-Budgets. Konkret ist geplant, den Unis für 2019 bis 2021 ein Plus von 1, 35 Mrd. Euro zu gewähren.).

Mehr Entscheidungsfreiheit ist den Schulen versprochen worden. Viele kritische Stellungnahmen sahen allerdings ein Verwaltungspaket, das in der Praxis keine Verbesserungen für die Schulen bringt. –  Mittlerweile habe sich die Regierungsparteien mit den Grünen auf das Schulautonomie-Paket geeinigt. Für die Umsetzung dieser Reform brauchte es eine Zweidrittel-Mehrheit (Beschluss steht). Die Reform war Gegenstand wochenlanger Verhandlungen der Koalitionsparteien untereinander sowie mit der Opposition, auch mit der FPÖ war gesprochen worden. Eine Einigung mit den Grünen scheiterte zuletzt an der geplanten Abstimmungsregel zur Einführung von Gesamtschul-Modellregionen. Nun haben sich SPÖ, ÖVP und Grüne auf einen Kompromiss zur Modellregion geeinigt: Es reicht nun die einfache Mehrheit aller abgegebenen Stimmen zur Entscheidung über die Einführung einer Gesamtschul-Modellregion aus, es muss jedoch in absoluten Zahlen (also inklusive jener Eltern, die an der Abstimmung nicht teilnehmen) mindestens ein Drittel der Eltern für die Einführung der Gesamtschule sein. Insgesamt dürfen künftig bundesweit 15 Prozent aller Schulen einer Schulart die Gesamtschule erproben – also 15 Prozent der AHS-Unterstufen und 15 Prozent der Neuen Mittelschulen. Aktuell gibt es in Österreich rund 280 AHS-Unterstufen. 42 davon dürfen insgesamt bei Modellversuchen mitmachen. – Zudem wird festgelegt, dass eine bundeslandweite Durchschnittszahl von SchülerInnen pro Klasse nicht überschritten werden darf. Eine österreichweite Einführung der Gesamtschule liegt aber noch in weiter Ferne. Im Gesetz ist eine laufende Bewertung der Modellregionen vorgesehen, jedenfalls aber „im siebten des auf die Einrichtung der Modellregion folgenden Schuljahres“. – Die FPÖ und die NEOS kritisierten die Einigung. Die LehrerInnen-Gewerkschaft sieht durch die Reform die Gefahr von Einsparungen und droht zu Beginn des neuen Schuljahres im Herbst mit Streik. (Hinweis: Die Sendung mit Prof. Taschner wurde vor der Einigung auf das Schulautonomie-Paket aufgezeichnet).

Taschner soll, das wurde im August bekannt, neuer ÖVP-Sprecher für Bildung und Wissenschaft im Nationalrat werden. Er ist seit 40 Jahren an der Technischen Uni Wien als Lehrender tätig und veröffentlicht Ende August/Anfang September sein neues Buch „Vom Einmaleins zum Glück“, das sich dem Mathematikunterricht widmet. „Mathematik kann tatsächlich glücklich machen“, meint er. Obwohl viele leidgeprüfte (Ex-)SchülerInnen das etwas anders sehen dürften. – Außerdem erklärt Taschner, was hinter dem Beispiel um den Ermittler Sherlock Holmes in seinem Werk „Die Mathematik des Daseins“ steckt. Dieser würfelt um die beste Strategie, um in einem Zug einem gefährlichen Verfolger zu entgehen und sein Leben zu retten. Was soll Holmes tun – bei der einzigen Zwischenstation aussteigen oder bis zur Endstation zuwarten? Der Würfel fällt … Und: Mit dem Wiener Martin Sturc haben wir einen der weltbesten Pokerspieler in der Sendung. Er ist der einzige, der es geschafft hat, die Poker-Computer-Software „Deep Stack“ bei einem Spiel mit einem Remis quasi „in die Knie zu zwingen“. Gemeinsam mit Redakteur Michel Mehle liefert er sich ein neues Match gegen „Deep Stack“ – wer dabei wohl gewinnt? Auflösung auf http://facebook.com/njoyradio

Der Podcast zum Nachhören (veröffentlicht am 4.6.17):

 

 

Credit: Pixabay / Public Domain


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