Interesse für „Informationen der Mächtigen“

Written by on 5. Mai 2016

In der Causa „Panama Papers“ ist die Wiener Stadtzeitung Falter neben dem ORF hierzulande federführend, was Enthüllungen betrifft. Bei „Inside Media“ ist Falter-Chefredakteur Florian Klenk zu Gast und gibt interessante Einblicke, wie im Hinblick auf die „Panama Papers“ redaktionell gearbeitet wird. Zudem gibt er jungen Talenten Tipps für eine Karriere als Enthüllungsjournalist/in.

Mit dem Thema „Panama Papers“ in Berührung gekommen ist Florian Klenk, seit 2012 Chefredakteur des Falters, über seinen Kollegen Frederik Obermaier, Journalist bei der „Süddeutschen Zeitung“. „Er ist an uns herangetreten und meinte, die Süddeutsche Zeitung sucht einen Partner in Österreich. Der Falter käme hierfür in Betracht. Wir haben uns dann beworben beim Internationalen Konsortium für investigative JournalistInnen. Nach einem Hearing wurden wir ausgewählt.“ Ausgewählt, um an der Aufarbeitung der „Panama Papers“-Causa mitzuwirken. Danach habe man einen „relativ formlosen Vertrag“ unterschrieben, schildert Klenk, der Zugang zu zwei Datenbanken mit den brisanten Informationen ermöglichte.

Strafzahlungen für „Fehlverhalten“, etwa ein zu frühes Veröffentlichen von Informationen vor anderen, am Netzwerk beteiligten Medien, gebe es nicht. „Die einzige Strafe, die man bekommt, ist, dass man aus diesem Konsortium ausscheiden muss und  Ressourcen nicht mehr bekommt. Das hindert jeden daran, vorab etwas zu verraten, weil es widersinnig wäre“. Am 9. Mai werden Millionen Dokumente der Panama Papers veröffentlicht, wie das internationale Konsortium investigativer JournalistInnen mitteilte. Somit werden dann Informationen zu mehr als 200.000 Firmen und Investment-Gesellschaften in Steuerparadiesen vorliegen. – Klenk hat sich mit zahlreichen investigativen Berichten einen Namen gemacht, u. a. berichtete er für die deutsche „Zeit“ über Missstände im US-Gefangenenlager Guantanamo und den Tod des Schubhäftlings Markus Omofuma. „Die Behörden sind sich bewusst, dass wir ihnen auf die Finger schauen. Das war sicher ein Fall, der zu einem Nachdenkprozess geführt hat. Aber wir sehen immer wieder, dass es Polizei-Übergriffe und Missmanagement gibt. Die Justiz schaut mehr hin, aber sie ist immer noch nicht bereit, zu verurteilen.“

Jungen Talenten, die als investigative JournalistInnen tätig werden wollen, rät er, „viele journalistische Bücher und gute Zeitungen“ zu lesen. Es gehe darum, „zu ergründen, was interessante Geschichten“ seien. Man werde „Aufdeckungsjournalist“, wenn man sich für die Informationen interessiere, „die die Mächtigen nicht hergeben wollen“. Man müsse „den Leuten auf die Nerven gehen“ und sie dazu bringen, Informationen herauszugeben. Man brauche eine „unbändige Neugierde und den Willen, schlechte Systeme zu reformieren“.  – Ob es aus seiner Sicht realistisch ist, dass im Gefolge der „Panama Papers“-Enthüllungen die EU einen Weg findet, um zu verhindern, dass ihr jährlich 70 Milliarden an Steuern entgehen, und wie er Österreichs Position in der Flüchtlingsfrage bewertet, erfahren Sie bei „Inside Media“.

Credit: Paul Buchacher

Ausschnitt aus dem Gespräch von Florian Klenk und Paul Buchacher:


Inside Media mit Florian Klenk zum Nachhören:

1) Arbeiten an den Enthüllungen / „Panama Papers“:


2) Gab es ein Angebot, zu News zu wechseln? – Und: Umgang mit Termindruck:


3)  Berichterstattung für die „Zeit“ über Missstände im US-Gefangenenlager Guantanamo:


4) Tipps für junge Talente, um EnthüllungsjournalistInnen zu werden:

 


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