Österreich: Land der „halben“ Bildungsreformen

Written by on 7. Juni 2016

Die Zentral-Matura im Fach „Mathematik“ war zu schwer, so der allgemeine Tenor. Viele SchülerInnen haben ein „Nicht Genügend“ bekommen. Auch der aktuelle Rechnungshof-Bericht fällt nicht erfreulicher aus: Das Bildungssystem leistet nicht das, was es sollte. Einer der schärfsten Kritiker im Bildungs-Bereich ist Stefan Hopmann, Bildungsforscher an der Universität Wien.

An den Schwächen von SchülerInnen „herumzu-doktoren“ anstatt junge Leute dabei zu unterstützen, ihre Talente und Stärken weiter auszubauen, hält Stefan Hopmann für nicht sinnvoll. Der Bildungsforscher an der Uni Wien meint zudem, dass hierzulande sehr viel Geld für Bildung ausgegeben werde, viel davon aber „versickere“: „Es gibt sehr unterschiedliche Schätzungen darüber, wie viel hier versickert. Die letzte Zahl, die ich gehört habe, war 30 Prozent. Das Schlimme ist aber, dass nicht nachvollzogen werden kann, wofür das Geld tatsächlich verwendet wird“, so Hopmann. Der kürzlich präsentierte Bildungsbericht zeichnet ein weiteres, düsteres Bild: Kinder mit guten Bildungschancen profitieren überdurchschnittlich, für Kinder mit weniger Chancen gibt es zusätzliche Hürden.

Was das Bildungssystem betrifft, sei in Deutschland im Vergleich zu Österreich mehr in die Qualität des Unterrichts und des Schulbetriebes investiert worden. „Wir haben eine ähnliche Reform wie in Deutschland gemacht, was die Lehrerbildung betrifft“, so Hopmann. Deutschland habe aber Personal für die Lehrenden-Bildung eingestellt, Österreich jedoch nicht: „Die Lehrerbildung wird bei uns also mit den selben Leuten gemacht, das kann nicht besser werden“, so Hopmann. „Österreich hat einen Lieblingssport. Er heißt: Ein bisschen schwanger sein. Man will etwas, ist sich aber dabei nicht ganz sicher, ob man es wirklich will. In einem katholischen Land endet das nicht mit einer Abtreibung, sondern einer Missgeburt. Wir haben immer nur halbe Reformen.“

Wie sich der Experte schon früh als Bildungs-Rebell übte – zwei Mal ist Hopmann von der Schule „geflogen“ – und wie er den Rechtsruck in Österreich und Deutschland (Partei „Alternative für Deutschland“) sieht, erfahren Sie im „Wissenschaftsradio“. Außerdem: Die Reportage – wie SchülerInnen in einem Nachhilfe-Institut den entscheidenden Prüfungen entgegen zittern.

Der Podcast zum Nachhören:

 

credit: Pixabay/CCO Public Domain


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