Die Kunst der Ruhe

Written by on 18. November 2015

Unser Leben wird zunehmend dynamischer. Die Welt legt an Geschwindigkeit zu. Demnach haben wir uns gefragt: Wie baut man Stress ab? Und wie ist das eigentlich, wenn man als Pärchen komplett unterschiedliche Ansichten bezüglich Social Media hat? Ein Bericht von Nikolaj Wulff.

Soziale Netzwerke haben uns verändert: Statusupdates auf Facebook, ein neuer Tweet auf Twitter. Und die Freude, über zwölf „Gefällt mir“-Angaben von Menschen, die wir kaum kennen. Die Welt wirkt kleiner. Alles scheint zum Greifen nahe. Großartig.

Auch beruflich gibt es keine Grenzen. Wir denken nicht mehr von Wien nach Niederösterreich, sondern eher von Wien nach San Francisco. Entfernungen, Freundschaften aus aller Welt? Kein Problem, denn es ist alles nur einen Klick entfernt. Doch für manche einen entwickelt sich dieses neue, rasante leben zu einem Problem. Die ständige Beschleunigung macht vielen Menschen zu schaffen: Laut der europäischen Gesundheitagentur waren fast zwei Drittel aller Arbeitsausfälle europaweit arbeitsbedingten Stress geschuldet.

Wie können wir diesem Trend entgegentreten? Eigentlich einfach. Stellen wir uns einen Zehn-Kilometer-Läufer vor, der nach fünf Kilometern keine Energie mehr hat. Wie löst er sein Problem? Er läuft langsamer und kommt wieder zu Kräften. Und genau das muss auch der eine oder andere unter uns machen. Langsamer leben. Das Leben entschleunigen.

Karl Koscheck ist Gründer des Instituts für Entschleunigung, Müßiggang und systematischen Innehalten in Wien. Das Institut ist ein Gegenpol zur ständigen Beschleunigung. Thai-Chi  und der Daoismus sind  wesentlicher Bestandteile in Koscheks Leben. Die chinesische Sportart strengt Kopf und Geist an. Der Daoismus ist eine der drei anerkannten chinesischen Religionen. Laut Koschek ist es die Religion, die das Leben positiv betrachtet. Außerdem hat der Daoismus den Schwerpunkt im hier und jetzt.

 

Zurück zum Flow

Man muss aber nicht ein Institut besuchen, um sein Leben zu verlangsamen. Für die meisten langt schon ein kleiner Spaziergang zum nächsten Kiosk. Zeitschriften wie „Flow“ und „Slow“ sind gefragt wie nie. Schon vom Design erinnern sie an frühere Druckwerke. Dickes, raues Papier. Die Schrift? Schreibschrift. Es fühlt sich  an ein Poesiealbum.  Zurück zum Ursprung (nein, nicht die Biomarke von Hofer) könnte auch das Motto sein. Bewusst das Leben leben.

Es ist gar nicht so einfach, sich nur auf eine Sache zu konzentrieren. Nur Abendessen – ohne den Laptop als täglichen Gast am Tisch zu haben. Interessant wird es, wenn sich zwei unterschiedliche Menschen lieben gelernt haben. Die Frau: Social-Media-Profi Der Mann: Neue-Medien-Verweigerer. Sie: Immer „on the line“, immer einen Klick entfernt. Er hat nicht mal ein Facebook Profil. Vielleicht ist ja genau das die perfekte Liebeskombination. 

 

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